The German roots of the English language
3. Oktober 2023
Auswandern? Wenn JA: Wohin?
11. Dezember 2023
zur Nachrichtenübersicht

100 Jahre Hörspiele in Deutschland

Jubiläum im bedeutendsten Hörspielland der Welt

 

Deutschland ist die Hörspielnation Nr. 1. In keinem anderen Land werden mehr Hörspiele produziert und konsumiert. Der Hörspielbereich stellt damit den einzigen Kultursektor dar, in dem die Bundesrepublik weltweit eine unangefochtene Spitzenposition besitzt. Die Begeisterung färbte in den vergangenen Jahrzehnten auch auf die anderen deutschsprachigen Länder ab.

Ihren Anfang nahm die einzigartige Erfolgsgeschichte im Herbst des Jahres 1923, als der Ingenieur F. A. Tiburtius in den Berliner Experimentalstudios von Telefunken das erste richtige Hörspiel nach heutigen Maßstäben inszenierte. Es hatte den Titel „Anke“ und spielte in einem Leuchtturm an stürmischer Küste mit vielen entsprechenden Meeresgeräuschen. Der genaue Produktionstag vor 100 Jahren ist nicht bekannt. Ein Sendedatum gibt es ebenfalls nicht, da es nie öffentlich ausgestrahlt wurde. Die ersten über Radiostationen gesendeten Hörspiele gab es in Deutschland ab 1924 (siehe unten).

„Deutschlands internationale Führungsposition ist darauf zurückzuführen, dass in den 70er- und 80er-Jahren Hörspiel-Kassetten und -Schallplatten sehr günstig verkauft wurden – oft sogar in Supermärkten. Dadurch gelangten enorm viele in deutsche Kinderzimmer. Die Kinder von damals kaufen heute als Erwachsene selbst Hörspiele und halten so die große Nachfrage aufrecht“, erklärt Björn Akstinat, Autor des Bestsellers „Das ABC der drei Fragezeichen“, dem ersten Buch über diese Kultserie.

„Mittlerweile ist die Serie „Die drei ???“ die erfolgreichste Hörspielreihe Deutschlands und der Welt. Von ihr gingen bereits rund 50 Mio. Tonträger über die Ladentische. Da werden selbst internationale Musikstars neidisch“, meint Björn Akstinat, der sich in seinem Buch neben der Detektivserie auch mit dem Hörspielmarkt insgesamt beschäftigte. Weitere bekannte und populäre Serien aus deutscher Produktion sind „John Sinclair“, „TKKG“, „Gabriel Burns“, „Bibi Blocksberg“, „Benjamin Blümchen“, „Sherlock Holmes“, „Point Whitmark“ oder „Fünf Freunde“. Solch eine Produktionsvielfalt kennt kein anderes Land, wie internationale Untersuchungen des Hörspielexperten Akstinat und der Medienagentur IMH Service ergeben haben.

Als in den 70er- und 80er-Jahren die Hörspiel-Euphorie ausbrach, warnten viele Lehrer vor dem Konsum des populären Mediums, weil dadurch angeblich das Lesen zu kurz käme. Dass der Hörspielkonsum der Intelligenz und Kreativität nicht schadet, beweisen viele prominent gewordene Hörspielfans wie Bastian Pastewka, Enie van de Meiklokjes, Hennes Bender, Daniel Brühl, Bela B. und Oliver Kalkofe. Sie hören ihre Lieblingsserien beim Einschlafen, bei Hausarbeiten oder beim Autofahren. „Ich kenne viele Menschen, die sind regelrecht süchtig nach Hörspielen. Sie brauchen die leise Berieselung zum Einschlafen“, so Experte Akstinat.

Kaufhörspielen wird heute verständlicherweise öfter und lieber gelauscht als zeitgebundenen Radiohörspielen. Aber eine neue, sehr zeit- und ortsgebundene Art des Hörspielkonsums wird immer beliebter: Live-Hörspiele. Zur Aufführung eines „Drei ???“-Hörspiels auf der Berliner Waldbühne kamen über 15.000 Fans aus ganz Deutschland – das war Weltrekord.

 

In seinem Buch „Das ABC der drei Fragezeichen“ (Humboldt-Verlag 2008) schrieb Björn Akstinat erstmals eine kurze und griffige Definition für Hörspiele auf, die auch den Unterschied zu Hörbüchern klar aufzeigt:

„Hörspiele sind akustische Inszenierungen von Geschichten mit mehreren Sprecherrollen, Geräuschen und Musik, die meist im Radio ausgestrahlt bzw. auf Tonträger wie Kassetten oder CDs aufgenommen werden. Die erfolgreichste Hörspielreihe der Welt ist die deutsche Serie „Die drei ???“. Deutschland ist das Hörspiel-Land Nr. 1. Nirgendwo sonst sind Hörspiele ähnlich populär. Damit sind Hörspiele schon fast eine „typisch deutsche“ Kunstform. Bereits 1918 ging es in Deutschland los: Damals begann man bei der Firma Telefunken mit Bearbeitungen von Theaterstücken für die Ausstrahlung per Funk. 1923 inszenierte F. A. Tiburtius in den Experimentalstudios von Telefunken das erste richtige Hörspiel nach heutigen Maßstäben. Es hatte den Titel „Anke“. Gesendet wurde es jedoch nie. Die ersten im deutschen Radio ausgestrahlten Hörspiele waren „Zauberei auf dem Sender“ von Hans Flesch (am 24. Oktober 1924 in Frankfurt/Main über die Welle 467) und „Spuk“ von Rolf Gunold (1925 über einen Breslauer Sender). Als älteste Auszeichnung für deutschsprachige Hörspiele gilt der seit 1952 jährlich verliehene Hörspielpreis der Kriegsblinden.“

 

Pünktlich zum Jubiläum veröffentlicht der IMH-Verlag eine Broschüre von Björn Akstinat mit den besten Hörspielen, die im deutschsprachigen Internet kostenfrei zu hören sind. Zahlreiche Hörspiel-Schätze sind nicht mehr im Handel erhältlich oder bei Audible, Spotify & Co. abrufbar. Aber bei YouTube sind viele von ihnen noch zu finden. Auf diese Kultproduktionen aus der einmaligen deutschen Hörspielgeschichte macht die neue Broschüre mit dem Titel „Die besten Gratis-Hörspiele bei YouTube“  erstmals übersichtlich aufmerksam.