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Jiddische Presse weltweit

von Björn Akstinat

Die Komische Oper Berlin führte im Juni 2022 eine jiddischsprachige Musikrevue auf, 2015 feierten die Schauspieler der New Yorker Folksbiene/Volksbühne den 100. Geburtstag ihres jiddischen Theaters und kürzlich wurde der Kinofilm „Menashe“ komplett auf Jiddisch abgedreht. Ein weiteres Zeichen der lebendigen Kultur sind auch die weltweit über 30 Druckmedien in jiddischer Sprache. Sie wenden sich an die bis zu zwei Millionen Menschen, die dieses früher meist einfach „Judendeutsch“ genannte Idiom noch beherrschen bzw. im Alltag sprechen.

Ihren Anfang nahm die jiddischsprachige Presse im 17. Jahrhundert. Nachdem man 1605 in Straßburg die erste Zeitung der Welt gedruckt hatte, die deutschsprachige „Relation“, verspürten auch immer mehr Juden in Mittel- und Osteuropa den Wunsch nach einem Medium in der eigenen Muttersprache. So kam es, dass um 1686 in Amsterdam die „Dienstagische und Freitagische Kuranten“ gegründet wurden. Sie waren die ersten zeitungsähnlichen Publikationen in Jiddisch. Herausgegeben und gedruckt wurden sie von Uri Faybesch Halevi. Halevi zählte nicht nur zu den führenden jüdischen Druckern und Verlegern Amsterdams, sondern ganz Europas. Amsterdam war zur damaligen Zeit das Zentrum des hebräischen und jiddischen Buchdrucks. Die „Kuranten“ erschienen nur ein paar Monate lang. Bis die nächsten Zeitungen in der „Mameloschn“ der Juden entstanden, verging fast ein Jahrhundert. 1771 erblickte die „Dyhernfurther Privilegierte Zeitung“ im Umland von Breslau das Licht der Welt. Sie gilt als erste jiddischsprachige Zeitung im deutschen Sprachraum. Eine regelrechte Gründungswelle von Zeitungen und Zeitschriften auf Jiddisch gab es seit Anfang des 19. Jahrhunderts – insbesondere in Osteuropa.

Nur wenig später schossen ebenso in den USA neue Druckmedien wie Pilze aus dem Boden, weil hunderttausende osteuropäischer Juden aus Armutsgründen dorthin auswanderten. Allein in New York sollen zwischen 1885 und 1914 über 150 jiddischsprachige Mitteilungsblätter, Zeitschriften, Tages-, Wochen- und Monatszeitungen erschienen sein. In diese Zeitspanne fällt auch das Gründungsdatum des „Forverts/Forward“, der wohl berühmtesten amerikanischen Publikation in Jiddisch. Die erste Ausgabe kam 1897 an die Kioske der amerikanischen Metropole. In seiner Blütezeit verkaufte der als Tageblatt gegründete „Forverts/Forward“ bis zu 250.000 Exemplare. Er existiert bis heute – zwar nicht mehr in gedruckter Form, aber als Internetportal mit der Adresse www.forward.com/yiddish. Die von Rukhl Schaechter verantwortete Internetseite wendet sich mittlerweile über die Jiddischsprachigen in den USA hinaus an Interessenten weltweit. Werbeaufträge gibt es nur noch sporadisch. Deshalb stellen Spenden nun die Hauptfinanzierungsquelle dieses elektronischen jiddischen Medienproduktes dar.

Auch wenn die Zahl der jiddischen Druckmedien mit säkularer Thematik abnimmt, so erscheinen in der orthodoxen Szene immer wieder neue Titel. Die sehr religiösen Juden New Yorks nutzen das Jiddische als Umgangs- bzw. Alltagssprache und werden durch ihre hohe Geburtenrate immer mehr. Das für sie heilige Hebräisch verwenden sie nur in Gottesdiensten. Ihre Wohnviertel sind heute eindeutig das internationale Zentrum der jiddischen Presse. In Brooklyn existieren drei größere jiddische Wochenzeitungen mit Auflagen von jeweils weit über 10.000 Exemplaren: Die jüngste davon trägt den Namen „Der Blatt“ und kam im Jahr 2000 auf den Markt. Seit 1988 ist „Di Tzeitung“ erhältlich und die älteste – „Der Yid“ – wurde 1953 gegründet. …

 

Dieser Textausschnitt ist urheberrechtlich geschützt. Der ganze Artikel ist in der Infoliste „Jüdische Medien weltweit in Hochdeutsch und Jiddisch“ enthalten sowie unter anderem in den jüdischen Zeitungen „Wina“ (Österreich) und „Jüdische Rundschau“ (Berlin) erschienen.

 

Auch die „Jüdische Allgemeine“ berichtet über die Forschungsergebnisse der IMH:

IMH-Artikel Jüdische Allgemeine Jiddische Sprache Björn Akstinat Internationale Medienhilfe